Die Wagner-Orgel zu Sternhagen |
Der Orgelbauer Joachim Wagner Am 13. April 1690 wurde Joachim Wagner als fünftes von acht Kindern des Pfarrers Christoph Wagner (1653 –1709) und dessen Ehefrau Anna Dorothea geb. Tiefenbach in Carow bei Genthin geboren. Während zwei seiner Brüder Theologie studieren, schlägt Joachim eine handwerkliche Laufbahn ein. Noch immer ist nicht eindeutig geklärt, wohin ihn seine Ausbildung führte. Für Lehrjahre im Magdeburger Raum kommen der Schnitger-Schüler Matthäus Hartmann (1680-1738) oder Chris-toph Teutmann d. Ä. (1673/74 - 1757) in Betracht. Im Raum Halle/S. wäre Christoph Contius (1676 - 1722) als möglicher Lehrmeister zu nennen. Nachgewiesen werden können Joachim Wagner mit Sicherheit zwei Gesellenjahre bei Gottfried Silbermann (1683-1753) in Sachsen. Kontakte zu den Silbermanns bleiben weiterhin bestehen. So besuchte Johann Andreas Silbermann (1712-1783) im Sommer 1741 Wagner in Berlin, um die Orgel in der Garnisonkirche zu untersuchen, was ihm sein Onkel aufgetragen hatte. Die in den Jahren seiner Wanderschaft gesammelten Eindrücke und Fähigkeiten verband Wagner zu einem unverwechselbaren eigenen Stil, der in der Mark Brandenburg richtungsweisend wer-den sollte. Im Jahre 1719 siedelt sich Wagner in Berlin an, von wo aus später über 50 kleine und große Instrumente in das Brandenburger Land gehen. Am 18. November 1719 reichte er ein Ge-such für ein Orgelbauer-Privileg in Berlin ein. Noch im gleichen Monat, am 28.11.1719, unter-zeichnete Wagner gegen die Konkurrenz von Johann Michael Röder (1670 - 1750) und M. Hart-mann einen Kontrakt für sein "erstes Werk und Meister-Stück " in Berlin St. Marien. (40 III/P) In einer Inschrift lesen wir: |
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" Diese Orgel habe Ich Joachim Wagner, aus Charow im Herzogtum Magdeburg gebürtig, im 30. Jahr meines Alters, nemlich Anno 1720 und 1721, als mein erstes Werk und Meyster - Stück erbauet, unter der Regierung Friedrich Wilhelm des Ersten, König von Preussen, und als Herr Jakob Porst Probst in Berlin und Herr Geh. Rat Tiefenbach und Hofrat Helwig Ober-Vorseher der Kirchen Wahren. Ao. 1719 war eine Schwere Zeit, teils Wegen der gewaltsahmen Werbung, teils wegen des grossen Misswachses und der daher entstandenen Teuerung, so daß der Scheffel Roggen über 2 Thl. galt. Ao. 1720 segnete Gott daß Land wider reichlich. Ich hatte dieses Werks Wegen anfangs Viele Neider, Lästerer und Verfolger, doch soll dieses Werk den Meister loben und jene alle Zuschanden machen. " | |
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Am 8. Mai 1721 heiratete Wagner in der Berliner Sophienkirche die Tochter des Hoftrompeters Joh. Christian Canzer, Anna Elisabeth Canzer. Während seiner Tätigkeit 1739 in der Magdebur-ger Heilig-Geist-Kirche (46 III/P) und den Vorbereitungen für den Orgelbau in Trond-heim/Norwegen (30 II/P) stirbt Anna Elisabeth. Die am 29. April 1744 geborene Tochter Friederica Elisabeth wurde am 3. Mai getauft. Ihre Mut-ter, Maria Elisabeth (1723-?) geb. Gall, ist Wagners zweite Frau, die er um 1740 geheiratet hatte. Bekannt ist uns eine weitere Tochter, Anna Sophie, die vermutlich aus der ersten Ehe hervorging. 1749 ist der Meister mit einem Werk in Salzwedel, St. Marien (39 III/P) beschäftigt. Offenbar schon längere Zeit krank stirbt Joachim Wagner am 23. Mai 1749 vor Ort. Neben einer Vielzahl großer Instrumente, von denen die Brandenburger Domorgel die größte und älteste ist, sind es die vielen kleinen Werke, die sein musikalisches Verständnis und seine Genialität bezeugen. Klaus-Michael Schreiber Orgelrestaurator Startseite |