Die Wagner-Orgel zu Sternhagen |
Zur Baugeschichte der Wagner-Orgeln in Sternhagen Ursprünglich gebaut wurde die Orgel 1736 für die Kirche in Gramzow, wo sie auch bis 1857 stand. Dort unterlag sie schon einigen Veränderungen, die wir bis 1830 zurückverfolgen können. Carl Ludwig Gesell (1809-1867) und Carl Schulze (?-1878) aus Potsdam teilen uns die derzeitige Dis-position der Orgel mit, die laut Kostenanschlag nach Meichow umgesetzt werden soll. Aus den Akten ist nicht ersichtlich, weshalb es zur dieser Umsetzung nicht kam, sondern Sternhagen der neue Aufstellungsort wurde. Mit der Umsetzung wurde die Potsdamer Firma beauftragt, da diese auch den Orgelneubau in Gramzow durchführte. Noch vor der Umsetzung der Orgel erstellte der Organist und Musikdirektor Bemann aus Prenzlau ein Gutachten: „... Das entschiedbare sehr alte Orgelwerk, von der Seite zu spielen, enthält im Manual und im Pedal:“ | ||||
Im
Manual
sind:
1. Principal 4 fuß 2. Gedackt 8 fuß geteilte Stimmen 3. Discant 8 VG Baß 8 VG 4. Rohrflöte 4 fuß 5. Nassard 3 fuß geteilte Stimmen 6. Discant 5 Baß 5 geteilte Stimmen 7. Mixtur 3 fach Cornet 3 fach 8. Cimbel u. Tremulant Im Pedal sind: 1. Subbaß 16 fuß 2. Octave 8 fuß |
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Wir können davon ausgehen, dass die aufgeschriebene Disposition nicht mehr die bauzeitliche ist. Dennoch vermittelt sie uns einige interessante Einzelheiten. So kann mit der Cimbel durchaus der Cimbelstern gemeint sein, den wir auch belegen können, wogegen der Tremulant nicht nachgewiesen werden kann, da in der Registeranlage der Platz nicht vorhanden ist. Große Aufmerksamkeit muss dem zusammengesetzten Register (Mixtur ? Cornet) gewidmet werden. Eine Teilung der Register in Bass und Diskant zwischen h und c1 ist uns bei Wagner bekannt und findet auch bei zwei weiteren Registern in dieser Orgel Anwendung. Bislang konnten wir nur vermuten, dass Wagner in seinen ganz kleinen Instrumenten auf ein Cornet 3fach nicht verzichten wollte. Mit der oben genannten Disposition und einer weiteren Dispositionsaufzeichnung von der Orgel in Bochow, können wir eine Zusammensetzung der geteilten Stimme Mixtur/Cornet belegen und für die rekonstruierte Disposition verwenden. Etwas unklar ist das Register Octave 8’ im Pedal. Auch hier müssen wir zum Vergleich Dispositionen anderer kleiner Wagner-Orgeln zu Rate ziehen und finden an keiner Stelle die Verwendung eines 8’-Registers, wenn das Pedal mit zwei Stimmen ausgestattet ist. Wir können nachweisen, dass Wagner auch ältere Bausubstanz in seine Instrumente integriert hat. So ist denkbar, dass auch die Octave 8’ im Pedal von ihm verwendet wurde. Wenn dieses der Fall wäre, dann hätten wir in den Ergänzungen dieses noch älteren (um 1700) Registers Pfeifen in der Bauweise Wagners finden müssen. Da dieses nicht der Fall ist, gehen wir davon aus, dass dieses Register zu einem uns unbekannten Zeitpunkt ausgewechselt wurde und auch der Pfeifenstock auf dem diese platziert sind. In gemeinsamer Beratung ist die Entscheidung gefallen, an diese Stelle wieder das Register Posaune 8’ zu stellen. Urlauber, die in der Uckermark ihre Ferien verbrachten, machten uns Anfang der 80er Jahre auf dieses Instrument aufmerksam, das zu dieser Zeit schon nicht mehr spielte. So bot sich bei der Besichtigung unseres damaligen Orgelrestaurators Gernot Schmidt ein katastrophales Bild. „Die Orgel ist seit Jahren nicht mehr gespielt, ist genau so verschmutzt wie die Empore, Gehäusetüren und Füllungen stehen offen, Pfeifen fehlen oder wurden nach Lindenhagen übertragen.“ Es dauerte noch über 20 Jahre, bis die Kirche in Sternhagen instandgesetzt werden konnte. Damit war auch der Anstoß für die Restaurierung der Orgel gegeben, die nun durch viele kleine und große Spenden in Angriff genommen werden konnte. Nun galt es, unter großem Aufwand das zusammengetragene Pfeifenwerk zu sortieren, den einzelnen Registern zuzuordnen, zu restaurie-ren und zu rekonstruieren. Gleiches galt für die Manual- und Pedalwindladen. An vielen Einzel-teilen, die bauzeitlich erhalten geblieben sind, hatte der Holzwurm den Rest der Arbeit über-nommen, so dass auch hier unter großem Aufwand restauriert und rekonstruiert werden musste. Nun steht der Gemeinde, den Gästen und Orgelfreunden mit der restaurierten Orgel ein Kleinod zur Verfügung, das neben der großen Schwester im Brandenburger Dom zu den ältesten erhalte-nen und restaurierten Instrumenten Wagners gezählt werden darf und allen, die sie hören oder spielen, Freude bereiten soll. Klaus-Michael Schreiber Orgelrestaurator Startseite |